Fehlende political correctness, überall wird sie gesehen, hineininterpretiert oder einfach übergangen und dann ist da noch der schmale Grad, auf dem man als Künstler noch behaupten kann, dass ja sowieso alles Spaß sei. In dieser Review-Runde werden zumindest mit Robin Thicks Hitalbum Blurred Lines und K.I.Zs Mixtape Ganz Oben zwei dieser Alben besprochen. Außerdem gibt’s (mal wieder) was neues von Eminems Live DJ The Alchemist, dieses Mal mit Mobb Deep-Hälfte Prodigy sowie einer Nachbesprechung zum interessanten Debüt der Australier Jagwar Ma.
The Alchemist/Prodigy – Albert Einstein

Ein Alchemist scheint nie Pause zu machen. Verwöhnte er uns letztes Jahr noch mit seiner eigenen Sample-Schlacht Russian Roulette, Action Bronsons bislang bestem Mixtape Rare Chandeliers und OFWGKTAs Domo Genesis No Idols, steht seine erste Veröffentlichung im Jahr 2013 unter dem Zeichen „Back To The Roots„. Das ist nichtmals direkt auf die wieder grandiosen Beats von The Alchemist bezogen; die wollen schließlich alles andere als modern oder zeitgemäß sein, sondern auf die Auswahl des Kollaborateurs. Mobb Deep waren schließlich schon lange vor Eminem einer der Hauptkollaborateure von The Alchemist. Mit Prodigy alleine nahm The Alchemist sogar sein aller erstes Kollabo-Album auf. Jetzt sind die beiden wieder vereint und feiern auf ihrem zweiten gemeinsamen Album Albert Einstein ein HipHop Werk der Superlative ab. The Alchemist steuert mit Bible Paper (besonders der zweite Part des Tracks) und Dough Pildin zwei seiner wohl besten Beats bei und Prodigy schafft es wieder einmal auf dem Niveau von Shook Ones zu rappen. Teilweise sind jedoch leider Einbrüche von letzterem zu hören. Man hat ein wenig das Gefühl, Prodigy gelinge es nicht, mit The Alchemist Schritt zu halten. Dies bleibt glücklicherweise aber die Ausnahme. Die Brillanz des Namenspaten ist definitiv auch in diesem Album zu spüren.
Zolin sagt: 8 von 10
Jagwar Ma – Howlin

Jedes Jahr im Leben eines Zolin gibt es dieses eine Sommeralbum, was sich durch seine überragenden Qualitäten in den Punkten Cheesyness, Langzeittauglichkeit und Hitdichte gegen seine Konkurrenten durchsetzt. 2011 gelang dies beispielsweise Metronomy mit The English Rivera und 2012 Kindness mit seinem Debüt World, You Need a Change of Mind. Bisher gab es zumindest noch kein Album, was diesem Anspruch gerecht werden konnte. Doch plötzlich erklingen die sonnigen Töne von Jagwar Mas My Love aus dem Radio. Ist es das etwa? Nach einigen Sekunden Recherche später stößt Zolin auf das Debüt Album der Australier Howlin und ist nach dem ersten Hördurchgang überwältigt. Auf der einen Seite latent psychedelisch, ein bisschen wie eine Mischung aus den Stone Roses und den peppigeren Grizzly Bear Songs, auf der anderen wundervolle House Einflüsse, die weder aufgesetzt wirken noch unbedingt dazu da sind, die Tanzfläche zu bedienen. Hinzu kommen noch melodiöse und einprägsame Refrains. Das beste an Howlin ist jedoch, dass es auch nach einem Monat starker Benutzung immer noch nicht nervt. Da wohl damit alle Kriterien erfüllt sind, geht der Preis für das Sommeralbum 2013 ans andere Ende der Welt!
Zolin sagt: 8 von 10
Robin Thicke – Blurred Lines

Kein anderer so populärer Track hat in der kürzeren Vergangenheit so die Massen gespalten wie Robin Thicks Blurred Lines. Klar, die Produktion von Pharrel ist atemberaubend und tatsächlich im Sinne des Wortes Sexy, bei genauerer Betrachtung des Textes fällt hingegen auf, dass der Text alles andere als sexy ist. Man muss kein übersensibler Feminist sein, um zu erkennen, dass das, was Thicke hier aufreizend säuselt äußert sexistisch, dabei aber so platt ist, dass man es nicht für eine Überzeichnung im Stile eines Necros oder Morlockk Dilemmas halten kann. Selbiges gilt leider auch größtenteils für das restliche Album. In Give It 2 U besingt Thicke beispielsweise über einem billigen Eurodance Beat seinen Penis. Bis auf Give It 2 U gehen die restlichen Songs aber musikalisch in Ordnung und wirken wie eine Zusammenwürfelung aus allem, was momentan an R&B geht, inklusive dem obligatorischen Marvin Gaye Gejaule, dem bereits erwähnten Elektro-R&B und den von Thicke gewöhnten Pop-Nummern. Tut niemanden weh, ist aber genauso uninteressant.
Zolin sagt: 4 von 10
K.I.Z – Ganz Oben

Wenn man ganz ehrlich ist, war Urlaub fürs Gehirn, das letzte Album von K.I.Z, eher mittelprächtig. Vor allen erschienen auch die Texte, die sonst bewusst konfrontativ und überzeichnet waren, im Vergleich zu älteren Alben fast handzahm. Böse Zungen vermuten, dass dies unter anderem die Schuld von Universal ist, bei denen die Berliner nach der Schließung von ihrem alten Label Royal Bunker nun ausschließlich unter Vertrag stehen. Jetzt haben K.I.Z abseits ihres Vertrages mit Universal ein neues Mixtape names Ganz Oben veröffentlicht, welches zumindest in puncto Explizität an die (gelungenen) Royal Bunker-Vorgänger heranreicht. Leider leidet unter dieser aber die Qualität der einzelnen Songs. Zwar sind mit Ich bin Adolf Hitler (inklusive DAF und Fler Samples) und Verpisst Euch (großartiger Kraftklub Diss) Hits dabei, der größte Teil der restlichen Songs wirkt dagegen wie eine Resterampe der bisherigen Alben. Für ein kommendes Album wäre es wünschenswert, wenn wieder sowohl die von K.I.Z geliebte Explizität aber auch die große Hitdichte Hand in Hand gingen. Dann kommt auch mit Sicherheit mal wieder ein K.I.Z Album, dass die Major-Label Kritiker zum schweigen bringen wird.
Zolin sagt: 6 von 10