Überall wo es Licht gibt, gibt es natürlich auch Schatten. Das ist ein ganz einfaches Naturgesetz. Selbiges gilt dafür, dass sich jeder Künstler mal ein schlechteres Album in der Diskographie leisten kann. Schlecht ist in manchen Fällen natürlich übertrieben, schließlich geht’s hier einzig um die Erwartung, die man nun einmal an ein neues Album einer Band hat und falls diese eben nicht erfüllt werden, sind es die Enttäuschungen des Jahres 2013.
5. Jamie Lidell – Jamie Lidell
Bisher ist es Jamie Lidell mit jedem neuen Solo-Album gelungen, sich neu zu erfinden. Das noch recht elektronische Multiply, dann das sehr warme Soul-Album Jim und zuletzt das fast schon folkige Compass. Auch sein letztes, selbstbetiteltes Album macht dabei keine Ausnahme. Jamie Lidell klingt hier zum ersten Mal wie Prince. Nur leider steht ihm das nicht so gut wie seine bisherigen Genre Ausflüge. Das liegt vor allen Dingen daran, dass das Album sich vergleichsweise bei dem Hörer anbiedert. Eindrücke, wie gut das Album hätte werden können, lassen sich besonders bei dem für diese Misere passend betitelten Track What A Shame raushören.
4. Portugal. The Man – Evil Friends
Portugal. The Man haben es zwischen 2006 und 2011 geschafft, in jedem Jahr ein komplett neues UND großartiges Studioalbum aufzunehmen und das auch ungeachtet der Tatsache, dass sie 2011 einen Plattenvertrag beim Major Label unterzeichneten. Doch 2012 war Stille. Sehr ungewohnt haben sich Portugal. The Man mit der Produktion eines neuen Albums Zeit gelassen . Begleitet wurden sie dabei von Danger Mouse, einem der wohl besten Produzenten unserer Zeit. Diese Zusammenarbeit klingt fast zu gut um wahr zu sein. Danger Mouses Arbeit mit den Black Keys hat schließlich auch zu ihren besten Alben geführt. Doch Fehlanzeige: Evil Friends ist merkwürdig seelenlos. Es lässt sich sehr gut hören, bleibt aber irgendwie gar nicht hängen. Ein KO-Kriterium für eine Band, die einst die besten Blues-Rock Album ihrer Zeit aufnahm.
3. Run The Jewels – Run The Jewels
Wir erinnern uns an letztes Jahr auf Zolin sagt. EL-P hat sich die bisher einzige Höchstwertung sowie Platz Zwei im Jahrespoll geklärt, Killer Mike immerhin Platz 24. Das gemeinsame Mixtape als Run The Jewels stand also ganz oben auf Zolins Most Wanted Liste. Doch das, was letztendlich geboten wurde, klang viel eher wie eine Sammlung von B-Seiten beider zuvor veröffentlichten Alben der beiden. Nächstes Jahr steht übrigens nochmal ein richtiger, physischer Release an, dann nochmal ein richtiges Review.
2. The Weeknd – Kiss Land
Abel Tesfayes Bad Boy-Image festigt sich weiterhin vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter: das kontinuierliche Posten diverser Fotos junger, lasziv dreinblickender Damen gibt beizeiten den Anschein, The Weeknd sorge sich mehr um Image als um Inhalt. Das klingt weit ausgeholt, mit Kiss Land allerdings lieferte er dieses Jahr ein verhältnismäßig unspektakuläres Album ab, das mehr als einmal Momente birgt, die eher faden Beigeschmack als bittersüße Exzess-Ekstatik auslösen. Selbstverständlich bleibt Tesfaye eines der Zugpferde des modernen R’n’B, selbstverständlich bleibt besagter Beigeschmack auch nur so lauwarm und fad auf der Zunge zurück, weil die Messlatte durch vorherige Werke in schwindeligen Höhen liegt.
1. Nine Inch Nails – Hesitation Marks
2013 war, einmal mehr, das Jahr der Comebacks. Unter anderem My Bloody Valentine, Boards Of Canada und Nine Inch Nails meldeten sich mit jeweils neuen Platten nach einigen Jahren zurück. Das Ergebnis fiel dabei sehr unterschiedlich aus. Während sowohl My Bloody Valentine als auch Boards Of Canada hervorragende Alben veröffentlichten, wirkte Trent Reznors Rückkehr als Nine Inch Nails eher gezwungen. Die Rolle des fragilen Exjunkie nimmt man ihm jedoch nicht mehr ab. Zuvor hatte er das noch famosen Konzeptalben wie Year Zero übertünchen können, doch bei Hesitation Marks klingt alles so gezwungen nach einem Nachfolger zu The Fragile und Downward Spiral, dass für neue Einflüsse kein Raum mehr bleibt. Immerhin konnte sein ebenfalls in diesem Jahr erschienenes Album als How To Destroy Angels mehr überzeugen.